Währungsreform – Nichts zu tun ist genauso fahrlässig, wie zu viel zu tun

Spätestens seit den Erfahrungen im Jahr 2008 als Lehmen Brothers, eine der sog. systemrelevanten Banken, fallen gelassen wurde und Tausende Deutsche Tag für Tag rund 4 Milliarden Euro von Ihren Konten abhoben, sahen sich insbesondere die älteren Deutschen an Ihre Vergangenheit erinnert.

Denn bereits zwei Mal im letzten Jahrhundert sah man sich seines Vermögens beraubt. Die angeworfene Notenpresse zur Tilgung der Schuldenlast nach Kriegsende führte 1923 zur Hyperinflation bzw. zum rapiden Kaufkraftverlust der Währung. Währungsreform 1948, auch hier im Nachgang eines Krieges, führte das fehlende Vertrauen der Bevölkerung zur Ablösung der Reichsmark durch die D-Mark. Reichsmarkvermögen wurden im Verhältnis 100:6,5 in D-Mark getauscht.

Währungsreform

Hohe Schulden müssen nicht zwangsläufig zum Währungsschnitt bzw. zur Einführung einer neuen Währung führen. Ein gutes Beispiel dafür ist Argentinien. Als die Schuldenlast zu groß wurde, sah sich Argentinien im Jahre 2002 gezwungen, die Rückzahlung der ursprünglichen Anleihensumme auf 30% zu begrenzen. Dass auch der Euro-Währungsraum betroffen sein kann, verdeutlicht das aktuelle Beispiel Griechenland. Das Vertrauen der Anleger, dass Griechenland seine Schulden ordnungsgemäß zurückführen kann, ist lädiert. So muss Griechenland für Anleihen mit 10-jähriger Laufzeit rund 12% Zinsen versprechen (Stand: September 2010). Deutschland muss im Vergleich lediglich 2,4% in Aussicht stellen. Die griechische Regierung hat nun mit einem rigiden Sparplan und Steuererhöhungen auf den drohenden Staatsbankrott reagiert, was viele Griechen mit teils heftigen Protesten quittieren.

Die beschleunigte, Länder übergreifende Zunahme der Staatsverschuldung ist nicht zuletzt auf die Wirtschafts- und Finanzkrise zurückzuführen, die im Kollaps von Lehman Brothers ihren bisherigen Höhepunkt hatte. Ausgangspunkt war der amerikanische Konsument, der über seine Verhältnisse gelebt und sich seinen Konsum über Schulden finanziert hatte. Laxe Kreditvergabepraxis und die damit entfachte Nachfrage nach Immobilien führte zu deutlichen Aufschlägen bei Immobilienpreisen. Die mangelnde Fähigkeit der privaten Kreditnehmer, ihre Schulden zu tilgen, führte zu Kreditausfällen und einem deutlichen Absacken der Immobilienpreise. Hoher Abschreibungsbedarf auf die zuvor vergebenen Kredite hatte die Schieflage bzw. Insolvenz diverser Banken zur Folge. Um die folgenschwere Kettenreaktion zu vermeiden und Banken und Unternehmen zu stützen, pumpten sowohl Notenbanken als auch Regierungen viel Geld bzw. Liquidität in den Markt. Begründet wurde dieses Vorgehen mit der Angst, in eine lange Phase wirtschaftlichen Abschwungs abzugleiten. Welcher Preis für dieses „Drucken von Geld“ zu zahlen ist, steht noch offen.

Ob des Preises sind sich auch Experten nicht einig. Neben einem sog. „soft landing“, also einem baldigen Widererstarken der globalen Wirtschaft und der Rückkehr zur „Normalität“ verbunden mit moderaten Inflationsraten gibt es auch Stimmen, die Extremszenarien skizzieren. Zu nennen sind hier insbesondere Deflation, Hyperinflation, Inflation sowie Währungsreform.

Währungsschnitt

Im Zuge der zunehmenden Globalisierung und des damit verbundenen (Preis-) Wettbewerbs wurden bei den entwickelten Industrienationen (z.B. Amerika, Deutschland, Großbritannien) in den letzten Jahren nur moderate Inflationsraten gemessen. So konnte bspw. die Europäische Zentralbank (EZB) Ihr Inflationsziel von ca. 2% bislang vgl. gut einhalten. Vor dem Hintergrund der massiven Geldmengenausweitung allerdings erwarten manche Wirtschaftsexperten Inflationsraten von 5% und mehr. Die geäußerte Befürchtung liegt in dem Umstand, dass das reichlich vorhandene Geld in den Wirtschaftskreislauf kommt und auf eine im Vergleich dazu deutlich geringere Gütermenge trifft. Dies führt zum Preisanstieg dieser Güter und damit zur Inflation.

Um den enormen Schuldenberg abzubauen haben die Staaten nun mehrere Möglichkeiten. Ein aggressiver Sparplan mit deutlicher Ausgabenreduktion und Steuererhöhungen dürfte, wie das Beispiel Griechenland zeigt, wohl eher unpopulär und politisch nur schwer durchsetzbar sein. Eher schleichend können Schulden auch durch Inflation abgebaut werden. Ein höheres Preisniveau führt im Staatshaushalt zu höheren Steuereinnahmen (z.B. durch Mehrwertsteuer und Lohnsteuer infolge von Inflationsanpassungen bei Lohnverhandlungen) und damit erleichterter Schuldenrückführung. Im Gegensatz zur Inflation lässt sich der Schuldenabbau durch eine Währungsreform deutlich schneller erreichen. Denn sämtlichen Schulden stehen die entsprechenden Vermögenswerte gegenüber. So wurden im Falle Deutschlands 1948 nicht nur die Vermögen 100:6,5 umgestellt, sondern auch die Schulden im Verhältnis 100:10.

Aufgrund der globalen Verflechtungen, Staaten sind untereinander Schuldner, gehen viele Experten davon aus, dass nicht die Währungsreform sondern die Inflation als Mittel zum Schuldenabbau geduldet wird. Natürlich müssen hier auch die Notenbanken mitspielen. So gilt die EZB als unabhängig und dem Inflationsziel von nahe bei 2% verpflichtet. Ob die Inflation oder ein Währungsschnitt das Vermögen „vernichtet“ ist im Ergebnis letztlich gleich.

Als möglicher „Schutz“ vor einer Währungsreform oder Inflation gelten gemeinhin Sachwerte wie Immobilien, Aktien oder Edelmetalle. So zählten diese Anlagekategorien auch 1948 eher zu den „Gewinnern“. Soll nun alles in Immobilien, Aktien und Gold umgeschichtet werden?

Dass Sachwerte nicht zwangsläufig „Sicherheit“ versprechen, zeigt das Beispiel Japan. Trotz eines enormen Schuldenstandes von rund dem Zweifachen der jährlichen Wirtschaftsleistung (Schuldenstand Deutschland: 80% der jährlichen Wirtschaftsleistung) sind in Japan bereits seit Jahren deflationäre Tendenzen zu beobachten. Sinkende Preise nämlich führen zu Gewinneinbußen von Unternehmen und letztlich steigender Arbeitslosigkeit. Das Geld (Tagesgeld, etc.) gewinnt an Wert, Aktien und Immobilien verlieren.

Letztlich kann leider niemand in die Zukunft blicken. Demnach sollte die Vermögensstruktur einen gewissen Anteil an Sach- und Geldwerten aufweisen. Die Aufgabe einer unabhängigen Vermögensverwaltung liegt darin, auf sich verfestigende Markttendenzen zu reagieren und in Absprache mit dem Kunden Umschichtungen in die eine oder andere Richtung (Geld- vs. Sachwerte) vorzunehmen. Gleichzeitig darf das Bauchgefühl des Kunden nie außer Acht gelassen werden. Auch wenn Gold bspw. als sicher (vgl. Währungsschnitt und Inflation) gilt, ist es dennoch mit hohen Schwankungen verbunden und kann dem einen oder anderen Anleger schlaflose Nächte bereiten.

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